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Vol.06  Issue 07/00, 03.07.2006

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Text : igedo.

 

 

Body Look - vom 23. bis 25. Juli 2006 :
Der Bikini feiert 60sten Geburtstag -
Vom Skandaloutfit zum Must have

 

 

Am 5. Juli 1946 kam es im Pariser Schwimmbad Molitor zu einem Skandal. Im Rahmen einer Miss-Wahl führte die Nackttänzerin Micheline Bernardini - da sich "anständige" Models geweigert hatten - den von dem Ingenieur Louis Réard kreierten Bikini vor. Eine Erfindung, die eine Welle moralischer Entrüstung nach sich zog und sich damit als gesellschaftlich fast ebenso explosiv erwies wie der erste Atombombentest der Nachkriegszeit, den die Amerikaner kurz zuvor über der Lagune des Bikini-Atolls durchgeführt hatten. 60 Jahre später feiert der Bikini Geburtstag und verkörpert wie kaum ein anderes Kleidungsstück weibliches Sexappeal.

Es hätte nicht viel gefehlt und der weibliche Teil der Menschheit würde sich nicht im Bikini, sondern in einem Zweiteiler namens Atom an den Stränden der Welt tummeln. Denn unter diesem Namen pries bereits im Frühsommer 1946 der Pariser Couturier Jacques Heim ein von ihm entwickeltes Modell an. Und zwar mit dem Slogan: "Der kleinste Badeanzug der Welt." Doch der geschäftstüchtigere Louis Réard landete am 5. Juli 1946 im Molitor mit seiner Miss-Wahl und der Präsentation eines Modells, das "noch kleiner als der kleinste Badeanzug der Welt" war, den aufmerksamkeitsstärkeren Coup. Auch und vielleicht gerade weil sich berühmte Models geweigert hatten, den Bikini zu präsentieren und selbst die Striptease-Tänzerin Bernadini in einem späteren Interview zugab, den Auftritt nicht vollständig angstfrei absolviert zu haben. Publicity brachte die Präsentation en gros, und am 18. Juli 1946 meldete Réard seine Erfindung zum Patent an.

So groß der Sprengstoff auch war, den der - auch mit heutigen Augen betrachtete - winzige, mit Zeitungsausschnitten bedruckte Bikini Réards 1946 in sich barg, im Grunde war seine Erfindung nur noch eine Frage der Zeit. Zweiteilige Badekostüme waren bereits in den Hollywood-Filmen Ende der 30er Jahre zu sehen.

Doch: Nie wurde der Nabel gezeigt, was den Schauspielerinnen in den USA nach dem Hays Production Code vor der Kamera auch offiziell untersagt war. Mut gehörte bereits dazu, so "knapp" geschnittene Bekleidung zu tragen, dass der Nabel beim Recken der Arme sichtbar wurde. Darin bestand also die eigentliche Revolution des ehemaligen Autoingenieurs Réard, der es sich seit den 30er Jahren zum Ziel gemacht hatte, Strand- und Bademode an die zahlungskräftige Klientel zu bringen.

Doch der Medienrummel zog nicht den erhofften Verkaufserfolg nach sich. Der Bikini war zu anstößig, verstieß gegen allzu viele Tabus, und Réard musste spätere Modelle weitaus weniger freizügig gestalten, um den Verkauf anzukurbeln. Die moralische Empörung gipfelte im Bann, mit dem die Kirche in Italien, Spanien und Portugal den Bikini belegte. In Rio de Janeiro taten sich Gegner 1947 zum Anti-Bikini-Verein zusammen, und selbst die Franzosen, modischen Neuerungen gegenüber sonst eher aufgeschlossen, brauchten einige Jahre bis sie das kleine Nichts akzeptierten. Brigitte Bardot trug mit ihrem Auftritt in "Und Gott erschuf die Frau" nicht unwesentlich dazu bei, dass die breite Masse Geschmack am Bikini fand und sorgte dafür, dass es, zumindest an der Côte d'Azur, zu vorübergehen-den Lieferengpässen kam. Nachdem Marilyn Monroe und Rita Hayworth sich im Bikini ablichten ließen und Jayne Mansfield sich im bis dato anrüchigen Zweiteiler auf dem Cover des eher konservativen Life Magazine zeigte, wurde das Modell auch in den USA salonfähig.

Anders sah es im deutschsprachigen Raum aus. 1957 konnte man in der Zeitschrift "Das moderne Mädchen" lesen: "Es ist wohl nicht notwendig ein Wort über den sogenannten Bikini zu verlieren. Ist es doch undenkbar, dass ein Mädchen mit Takt und Anstand so etwas tragen könnte." Und noch acht Jahre später wurde eine Münchner Schülerin zu sechs Tagen Putzen im Altersheim verurteilt, weil sie, nur mit einem Bikini bekleidet, über den Viktualienmarkt spaziert war. Dennoch, in den 60ern gewinnt der Zweiteiler auch hier an Boden, nicht zuletzt wegen des unvergessenen Auftritts von Ursula Andress in "James Bond jagt Dr. No" im Jahr 1962, dem Halle Berry 40 Jahre später in "Stirb an einem anderen Tag" eine moderne Interpretation hinzufügte. Schlager der 60er Jahre wie "Itsy Bitsy Teeny Weeny" beweisen: der Bikini ist angekommen und angenommen.

Ein weiter Weg von der ersten Präsentation vor 60 Jahren bis zum allgemein und weltweit akzeptierten und unverzichtbaren Bestandteil von Beachwear! Vor allem, wenn man bedenkt, dass bereits auf einer auf 44 vor Christus datierten attischen Schale ein Zweiteiler zu finden ist und dass Vorläufer des Bikinis auf antiken Wandmalereien und einem antiken Mosaik in der Villa del Casale im sizilianischen Bergdorf Piazza Armerina aus dem 4. Jahrhundert nach Christus abgebildet sind. So gilt für den Bikini mehr als für jedes andere Kleidungsstück: Gut Ding will Weile haben!

 

Siehe auch :
Erste BODY LOOK : Good Vibrations am Rhein
CPD mit stärkerer Diversifikation auf Erfolgskurs
Erfolgreicher Start der IGEDO FASHION FAIRS
Aktuelles zur HMD - HERRENMODE DÜSSELDORF 2006
Aktuelles zur CPD & Body Look 2006
Preview HMD - HERRENMODE DÜSSELDORF
Neu in Düsseldorf: Vier Modemessen vom 23. bis 25. Juli 2006
Preview Erste BODY LOOK mit bodytex in Düsseldorf

 

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